Ein Tumor im Gehirn? Ja, auch unsere Hunde können an Hirntumoren erkranken. Hirntumoren bei Hunden sind mit etwa 2-4,5 % der Hundepopulation gar nicht so selten. Sie können theoretisch in jedem Alter auftreten. Da diese Tumoren von außen nicht sichtbar sind, werden sie nur durch klinische Symptome und Auffälligkeiten erkannt. Umso wichtiger ist es, die ersten Anzeichen richtig zu deuten und rechtzeitig einen Tierarzt aufzusuchen.
Hirntumoren im engeren Sinne sind alle Tumoren, die unmittelbar vom Hirngewebe ausgehen. Im weiteren Sinne werden häufig alle Massen innerhalb des Hirnschädels als Hirntumoren bezeichnet, die durch unkontrolliertes Zellwachstum entstehen. Ein solcher Tumor kann prinzipiell von Zellen aller Gewebe ausgehen und je nach Ursprungsgewebe eine unterschiedliche Aggressivität und Prognose aufweisen.
Bei Tumoren, die von den Hirnhäuten ausgehen, spricht man von Meningiomen. Diese Tumoren sind die häufigsten Tumoren im Gehirn unserer Hunde und gelten formal als gutartig. Da sie jedoch infiltrativ wachsen, Hirngewebe verdrängen und Druck ausüben können, sind diese Hirntumoren im weiteren Sinne oft sehr problematisch.
Wenn Zellen des kranialen Stützgewebes entarten und unkontrolliert wachsen, entstehen Astrozytome oder Gliome, die von den so genannten Gliazellen ausgehen. Sie sind die zweithäufigsten Hirntumoren des Hundes.
Auch die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) kann Tumoren entwickeln. Diese werden in gutartige Hypophysenadenome und bösartige Hypophysenkarzinome unterteilt und sind ebenfalls relativ häufig.
Auch andere Tumoren wie histiozytäre Sarkome, Lymphome und Plasmozytome sind im Gehirn möglich.
Ob ein solcher Tumor gut- oder bösartig ist, kann in der Veterinärmedizin nicht allein durch bildgebende Verfahren bestimmt werden. Generell unterscheidet man zwischen intraaxialen Raumforderungen, wenn die Tumoren direkt vom Hirngewebe ausgehen, und extraaxialen Raumforderungen, wenn sie nicht von Hirnzellen ausgehen.
Hirntumoren kann man von außen nicht sehen, so dass der Verdacht immer durch klinische Auffälligkeiten entsteht. Deshalb ist es wichtig, jede neurologische Veränderung abzuklären. Hunde mit Hirntumoren werden häufig mit folgenden Symptomen vorgestellt:
Alle Symptome können aber auch eine andere Ursache haben, so dass eine Selbstdiagnose zu Hause nicht möglich ist. Die sichere Diagnose bzw. der Ausschluss eines zentralnervösen Problems mit der richtigen Untersuchungsmethode ist bei all diesen Symptomen besonders wichtig. Die Unterschiede in den klinischen Symptomen hängen vor allem von der Lokalisation ab.
So verursachen Tumoren im Bereich des Großhirns typischerweise epileptische Anfälle. Ein Tumor im Bereich des Hirnstamms oder des Kleinhirns kann mit Gangstörungen und unkoordinierten Bewegungen einhergehen. Ein hypophysäres Adenom kann aktiv sein, dann zeigen die Patienten typische Symptome eines gestörten Hormonhaushaltes, z.B. Hyperadrenokortizismus was auch als Cushing-Syndrom bezeichnet wird. Typisch sind dann vermehrtes Trinken, verbunden mit vermehrtem Harnabsatz, Abbau der Muskulatur und schlechte Fellqualität. Das Adenom kann aber auch inaktiv sein. In diesem Fall werden die Patienten häufig mit Müdigkeit (Apathie), vermindertem Appetit oder im fortgeschrittenen Stadium mit Erblindung vorgestellt.
Eine wichtige Rolle bei der Eingrenzung der Diagnose spielt die neurologische Untersuchung. Erhärtet sich hier der Verdacht auf einen Hirntumor, sind bildgebende Verfahren das Mittel der Wahl für die weitere Diagnostik. Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) kann das Hirngewebe mit sehr gutem Kontrast dargestellt werden. Der Tumor selbst wird deutlich sichtbar und zusätzlich kann die Verschiebung des Hirngewebes durch einen Verdrängungseffekt der Raumforderung beurteilt werden. Um den Hirntumor herum ist oft eine zusätzliche Schwellung zu erkennen, die als Ödem bezeichnet wird.
Alternativ kann auch die Computertomographie (CT) eingesetzt werden, wenn keine MRT zur Verfügung steht. Allerdings ist hier der Kontrast deutlich schlechter und die Diagnosestellung und Differenzierung in einigen Fällen deutlich erschwert. Wie bei der CT ist auch bei der MRT eine kurze Narkose notwendig, um das Tier zu lagern und die Untersuchungen in hoher Qualität durchführen zu können. Bei Hirntumorpatienten, insbesondere bei Tieren, die bereits einen Krampfanfall erlitten haben, muss ein Anstieg des intrakraniellen Drucks vermieden werden. Stress und übermäßige Belastung sind zu vermeiden. Optimal ist es, wenn der Kopf auch im Liegen leicht erhöht ist.
Eine definitive Diagnose durch eine Probeentnahme (Biopsie) wird heute in der Veterinärmedizin nur selten durchgeführt, manchmal ist aber die Punktion von Liquor (Gehirnwasser) hilfreich.
Bei etwa der Hälfte der Patienten wird ein gutartiger Gehirntumor, zum Beispiel ein Meningiom oder ein Adenom der Anhangdrüse diagnostiziert. Leider kann aber auch ein Meningiom in vielen Fällen ein infiltratives Wachstum zeigen und tendiert nach einer Operation dazu zurückzukommen, also zu rezidivieren. Metastasen sind im Allgemeinen bei Gehirntumoren eher selten. Zum Staging bei diesen Tumoren gehört dennoch ein Brustkorbröntgen und ggf. ein Bauchultraschall oder eine Ganzkörper-Computertomographie. Ein Gehirntumor ist immer eine problematische Erkrankung, da er raumfordernd auf das Gehirngewebe drückt und, falls der Patienten unbehandelt bleibt, in der Regel nach wenigen Monaten zum Tod führt.
Je nach Lokalisation können Gehirntumoren zwar operiert werden, allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass die Mehrheit der Gehirntumoren ein infiltratives Wachstum zeigt. Diese Infiltration wird durch die Operation nicht behandelt, der Tumor kann also in vielen Fällen nicht vollständig entfernt werden. Bei diesen Fällen ist es eine Frage der Zeit, bis die übrig gebliebenen Zellen eine neue Masse bilden. Zusätzlich sind Operationen am Gehirn sehr anspruchsvoll und mit einem hohen Komplikationsrisiko verbunden. In Gegensatz dazu ist die Strahlentherapie heutzutage technisch in diesen Lokalisationen sehr gut und sicher durchführbar. Der infiltrative Teil des Tumors wird dabei mitbehandelt, die Patienten zeigen in den meisten Fällen eine schnelle klinische Besserung und die publizierten Strahlentherapie-Protokolle haben selten deutliche Nebenwirkungen. Bei Equinox Healthcare werden Gehirntumoren mit 20 Sitzungen oder alternativ mit 10 Sitzungen bestrahlt. Die Strahlentherapie findet dabei täglich über vier bzw. zwei Wochen statt.
Damit ein Gehirntumor bestrahlt werden kann, ist eine Computertomographie als Planungs-CT notwendig. Es wird dabei eine spezielle Lagerungshilfe mit Beißblock, einem Gebissabdruck und einer Vakuummatratze hergestellt. Auf den Schnittbildern wird in einem speziellen computerbasierten Planungssystem ein individueller Bestrahlungsplan erstellt. Dieses Vorgehen ermöglicht es den Tumor mit einer hohen Dosis zu bestrahlt, während das umliegende Normalgewebe geschont wird.
Je früher ein Hirntumor diagnostiziert wird, desto besser sind die Chancen auf eine lange Tumorkontrolle. Mit einer Strahlentherapie ist eine durchschnittliche Tumorkontrolle von zwei Jahren bei sehr guter Lebensqualität möglich. Dabei muss der Tumor nicht unbedingt verschwinden. Eine Verkleinerung oder Stabilisierung der Erkrankung führt häufig zum Verschwinden der Symptome.