Gehirn­tumoren beim Hund

von Dr. Alena Soukup und Team // 25.09.2023

Ein Tumor im Gehirn? Ja, auch unsere Hunde können an Hirntumoren erkranken. Hirntumoren bei Hunden sind mit etwa 2-4,5 % der Hundepopulation gar nicht so selten. Sie können theoretisch in jedem Alter auftreten. Da diese Tumoren von außen nicht sichtbar sind, werden sie nur durch klinische Symptome und Auffälligkeiten erkannt. Umso wichtiger ist es, die ersten Anzeichen richtig zu deuten und rechtzeitig einen Tierarzt aufzusuchen.

Was genau sind Hirn­tumoren?

Hund sitzt an EmpfangPlus
Die Magnetresonanztomographie ist die Bildgebungsmethode der Wahl bei der Untersuchung des Gehirns. Dieser Hund leidet unter einem Gehirntumor (rechts der Medianen). Eine deutliche Verschiebung der Mittellinie zeigt die Auswirkungen dieser Masse. PlusPlus
Magnetresonanztomographie (MRT) eines Hundes mit Hirntumor

Wie erkenne ich, dass mein Hund an einem Gehirn­tumor leidet?

Hirntumoren kann man von außen nicht sehen, so dass der Verdacht immer durch klinische Auffälligkeiten entsteht. Deshalb ist es wichtig, jede neurologische Veränderung abzuklären. Hunde mit Hirntumoren werden häufig mit folgenden Symptomen vorgestellt:

  • Krampfanfälle
  • Antriebslosigkeit
  • unkoordinierte Bewegungen
  • Gangstörungen
  • Starren ins Leere
  • Erblindung
  • deutlich vermehrte Wasseraufnahme
  • Muskelschwund

Alle Symptome können aber auch eine andere Ursache haben, so dass eine Selbstdiagnose zu Hause nicht möglich ist. Die sichere Diagnose bzw. der Ausschluss eines zentralnervösen Problems mit der richtigen Untersuchungsmethode ist bei all diesen Symptomen besonders wichtig. Die Unterschiede in den klinischen Symptomen hängen vor allem von der Lokalisation ab.
So verursachen Tumoren im Bereich des Großhirns typischerweise epileptische Anfälle. Ein Tumor im Bereich des Hirnstamms oder des Kleinhirns kann mit Gangstörungen und unkoordinierten Bewegungen einhergehen. Ein hypophysäres Adenom kann aktiv sein, dann zeigen die Patienten typische Symptome eines gestörten Hormonhaushaltes, z.B. Hyperadrenokortizismus was auch als Cushing-Syndrom bezeichnet wird. Typisch sind dann vermehrtes Trinken, verbunden mit vermehrtem Harnabsatz, Abbau der Muskulatur und schlechte Fellqualität. Das Adenom kann aber auch inaktiv sein. In diesem Fall werden die Patienten häufig mit Müdigkeit (Apathie), vermindertem Appetit oder im fortgeschrittenen Stadium mit Erblindung vorgestellt.

Wie kann man einen Hirntumor diagnostizieren?

Eine wichtige Rolle bei der Eingrenzung der Diagnose spielt die neurologische Untersuchung. Erhärtet sich hier der Verdacht auf einen Hirntumor, sind bildgebende Verfahren das Mittel der Wahl für die weitere Diagnostik. Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) kann das Hirngewebe mit sehr gutem Kontrast dargestellt werden. Der Tumor selbst wird deutlich sichtbar und zusätzlich kann die Verschiebung des Hirngewebes durch einen Verdrängungseffekt der Raumforderung beurteilt werden. Um den Hirntumor herum ist oft eine zusätzliche Schwellung zu erkennen, die als Ödem bezeichnet wird.

Alternativ kann auch die Computertomographie (CT) eingesetzt werden, wenn keine MRT zur Verfügung steht. Allerdings ist hier der Kontrast deutlich schlechter und die Diagnosestellung und Differenzierung in einigen Fällen deutlich erschwert. Wie bei der CT ist auch bei der MRT eine kurze Narkose notwendig, um das Tier zu lagern und die Untersuchungen in hoher Qualität durchführen zu können. Bei Hirntumorpatienten, insbesondere bei Tieren, die bereits einen Krampfanfall erlitten haben, muss ein Anstieg des intrakraniellen Drucks vermieden werden. Stress und übermäßige Belastung sind zu vermeiden. Optimal ist es, wenn der Kopf auch im Liegen leicht erhöht ist.

Eine definitive Diagnose durch eine Probeentnahme (Biopsie) wird heute in der Veterinärmedizin nur selten durchgeführt, manchmal ist aber die Punktion von Liquor (Gehirnwasser) hilfreich.

Nach einer gründlichen neurologischen Untersuchung gibt moderne Bildgebung schnell und schonend Klarheit über das Ausmaß der Veränderungen. Die MRT ist bei Hirntumoren aufgrund des hohen Kontrastes die Bildgebung der Wahl. Aber auch in der CT sind die Tumoren häufig sehr klar abgrenzbar. Die Abbildung zeigt in der Computertomographie einen Tumor im Gehirn eines 12 Jahre alten American Foxhound.
Computertomographie eines Hundes mit Hirntumor

Gehirn­tumoren: Gutartig oder bösartig?

Bei etwa der Hälfte der Patienten wird ein gutartiger Gehirntumor, zum Beispiel ein Meningiom oder ein Adenom der Anhangdrüse diagnostiziert. Leider kann aber auch ein Meningiom in vielen Fällen ein infiltratives Wachstum zeigen und tendiert nach einer Operation dazu zurückzukommen, also zu rezidivieren. Metastasen sind im Allgemeinen bei Gehirntumoren eher selten. Zum Staging bei diesen Tumoren gehört dennoch ein Brustkorbröntgen und ggf. ein Bauchultraschall oder eine Ganzkörper-Computertomographie. Ein Gehirntumor ist immer eine problematische Erkrankung, da er raumfordernd auf das Gehirngewebe drückt und, falls der Patienten unbehandelt bleibt, in der Regel nach wenigen Monaten zum Tod führt.

Wie werden Gehirn­tumoren behandelt?

Je nach Lokalisation können Gehirntumoren zwar operiert werden, allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass die Mehrheit der Gehirntumoren ein infiltratives Wachstum zeigt. Diese Infiltration wird durch die Operation nicht behandelt, der Tumor kann also in vielen Fällen nicht vollständig entfernt werden. Bei diesen Fällen ist es eine Frage der Zeit, bis die übrig gebliebenen Zellen eine neue Masse bilden. Zusätzlich sind Operationen am Gehirn sehr anspruchsvoll und mit einem hohen Komplikationsrisiko verbunden. In Gegensatz dazu ist die Strahlentherapie heutzutage technisch in diesen Lokalisationen sehr gut und sicher durchführbar. Der infiltrative Teil des Tumors wird dabei mitbehandelt, die Patienten zeigen in den meisten Fällen eine schnelle klinische Besserung und die publizierten Strahlentherapie-Protokolle haben selten deutliche Nebenwirkungen. Bei Equinox Healthcare werden Gehirntumoren mit 20 Sitzungen oder alternativ mit 10 Sitzungen bestrahlt. Die Strahlentherapie findet dabei täglich über vier bzw. zwei Wochen statt.
Damit ein Gehirntumor bestrahlt werden kann, ist eine Computertomographie als Planungs-CT notwendig. Es wird dabei eine spezielle Lagerungshilfe mit Beißblock, einem Gebissabdruck und einer Vakuummatratze hergestellt. Auf den Schnittbildern wird in einem speziellen computerbasierten Planungssystem ein individueller Bestrahlungsplan erstellt. Dieses Vorgehen ermöglicht es den Tumor mit einer hohen Dosis zu bestrahlt, während das umliegende Normalgewebe geschont wird.

Für die genaue und präzise Bestrahlung von Gehirntumoren setzen wir individuelle Lagerungshilfen wie Vakuummatratzen, Gebissabdrücke und Beißkeile ein. Kunststoffmasken kommen bei EQUINOX HEALTHCARE nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, da sie die Genauigkeit nur selten verbessern. PlusPlus
Beißkeil und Vakuummatratze zur Lagerung eines Hundes

Bei welchen Rassen treten Gehirn­tumoren besonders häufig auf?

Es gibt keine deutliche Rasse- oder Geschlechtsprädisposition für einen Gehirntumor. Bei kurznasigen, sogenannten brachycephalen Rassen kommen intraaxiale Tumoren häufiger vor als bei anderen Hunderassen.

Wie ist die Prognose bei einem Hirn­tumor beim Hund?

Je früher ein Hirntumor diagnostiziert wird, desto besser sind die Chancen auf eine lange Tumorkontrolle. Mit einer Strahlentherapie ist eine durchschnittliche Tumorkontrolle von zwei Jahren bei sehr guter Lebensqualität möglich. Dabei muss der Tumor nicht unbedingt verschwinden. Eine Verkleinerung oder Stabilisierung der Erkrankung führt häufig zum Verschwinden der Symptome.

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